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Archiv 2011

Wo Gott ist, da ist Zukunft!

Von der Freude, die Kirche zu erlebend

Es ist Samstag, 24. September, 11 Uhr nachts, und 43 Menschen haben sich zusammengefunden, um die nächsten 20 Stunden, teils in einem engen Reisebus, teils auf harten Holzbänken miteinander zu verbringen. Weshalb bloß tut man sich so was an? Unser Papst ist in Deutschland, und wir haben uns auf den Weg nach Freiburg gemacht, um mit ihm gemeinsam Messe zu feiern. Jetzt kann man fragen: „Lohnt sich das denn? Sieht man nicht vor dem Fernseher alles viel besser?“ Aber das stimmt nicht. Es ist doch etwas anderes, wenn man mit dem Papst Messe feiert, als wenn man auf dem Sofa liegt und dem Papst zuschaut, wie er Messe feiert.

Man muss sich aufmachen, äußerlich wie innerlich, wenn man etwas hören will. Und so pilgern wir nach Freiburg zu unserem Papst. Im Bus sorgt der Kaplan mit geistlicher Einstimmung und Reisesegen dafür, dass wir nicht nur körperlich anwesend, sondern auch innerlich fähig werden, uns auf die Worte unseres Oberhirten einzulassen.

Und die hatten es in sich. In seiner Auslegung der Schrift rief Papst Benedikt XVI jeden einzelnen dazu auf, sich seiner Freiheit, und der darin liegenden Verantwortung bewusst zu werden: „Damit die Macht seines Erbarmens unsere Herzen anrühren kann, bedarf es der Offenheit für ihn, bedarf es der freien Bereitschaft, vom Bösen abzulassen, aus der Gleichgültigkeit aufzustehen und seinem Wort Raum zu geben. Gott achtet unsere Freiheit. Er zwingt uns nicht. Er wartet auf unser Ja und bettelt gleichsam darum."

Den Glauben nicht zur Routine werden zu lassen, sondern sich immer neu auf Christus hin auszurichten: „Fragen wir uns darum, auch vom heutigen Evangelium her: Wie steht es mit meiner persönlichen Gottesbeziehung – im Gebet, in der sonntäglichen Messfeier, in der Vertiefung des Glaubens durch die Betrachtung der Heiligen Schrift und das Studium des Katechismus der Katholischen Kirche? Liebe Freunde! Die Erneuerung der Kirche kann letztlich nur durch die Bereitschaft zur Umkehr und durch einen erneuerten Glauben kommen.“ und den Mut zu haben, tatsächlich Kirche zu sein, geeint mit dem Ganzen, und im Vertrauen auf das Ganze, Teil sein zu können – vielleicht sogar nur ein kleines Teilchen: „Die Kirche in Deutschland wird die großen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft bestehen und Sauerteig in der Gesellschaft bleiben, wenn Priester, Gottgeweihte und christgläubige Laien in Treue zur jeweils spezifischen Berufung in Einheit zusammenarbeiten; wenn Pfarreien, Gemeinschaften und Bewegungen sich gegenseitig stützen und bereichern; wenn die Getauften und Gefirmten die Fackel des unverfälschten Glaubens in Einheit mit dem Bischof hochhalten und ihr reiches Wissen und Können davon erleuchten lassen. Die Kirche in Deutschland wird für die weltweite katholische Gemeinschaft weiterhin ein Segen sein, wenn sie treu mit den Nachfolgern des heiligen Petrus und der Apostel verbunden bleibt, die Zusammenarbeit mit den Missionsländern in vielfältiger Weise pflegt und sich dabei auch von der Glaubensfreude der jungen Kirchen anstecken lässt."

Unser Heiliger Vater zeigt uns auch, was Kirche sein möglich macht: „Demut ist eine Tugend, die in der Welt von heute und überhaupt in der Welt zu allen Zeiten nicht hoch im Kurs steht. Aber die Jünger des Herrn wissen, dass diese Tugend gleichsam das Öl ist, das Gesprächsprozesse fruchtbar, Zusammenarbeit möglich und Einheit herzlich macht. […] Bitten wir Gott um den Mut und um die Demut, den Weg des Glaubens zu gehen, aus dem Reichtum seines Erbarmens zu schöpfen und den Blick unablässig auf Christus gerichtet zu halten, auf das Wort, das alles neu macht, das für uns „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6) und unsere Zukunft ist.“ Und das alles verwirklichte sich dann gleichsam in der Feier der Eucharistie. Ein unglaubliches Gefühl, gar nicht in Worte zu fassen.

Auf der Rückfahrt war die Stimmung trotz Müdigkeit sehr fröhlich. Und noch Tage danach kam es, wenn sich Papstpilger trafen, zu Aussagen wie: „Ich bin immer noch müde, aber es geht mir einfach gut!“ Wie wunderschön ist doch unser Glaube! Wie befreiend unsere Kirche, in der es für jeden einen Platz, eine Berufung gibt! Wie bin ich froh, katholisch zu sein!

Text: Tabea Blischke

Bild: © privat