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Archiv 2014

Rheinviertel: Kirchenikone gestohlen

Fluchspruch trifft Dieb

Am Mittwoch, 06. August 2014 wurde aus der St. Hildegard Kirche am Meisengarten in Rüngsdorf eine wertvolle Ikone aus dem 17. Jahrhundert gestohlen. Die mit einem Schutzgitter gesicherte Marienikone befand sich am Eingang des Kirchraums und begrüßte die Besucher.

„Die byzantinische Ikone zeigt das seltene Motiv einer Madonna, die das Christuskind säugt. Historische Aufzeichnungen sagen, dass sie von dem Mönch, der sie malte, mit einem Fluchspruch gegen alle belegt wurde, die sie verspotten oder sich ihrer bemächtigen“, erklärt Dechant Dr. Wolfgang Picken. „Wir sind empört über die Entwendung der Ikone. Aber der Dieb wird an diesem Frevel keine Freude haben, wenn ihn der Bann des Mönchs treffen sollte“, so der Godesberg Pfarrer weiter. Die Ikone soll im 19. Jahrhundert einmal aus einem Kloster gestohlen worden sein. Der Dieb brachte sie sehr bald zurück, weil ihn schwere Krankheit und Elend getroffen hatten. „Wir tun uns als moderne Menschen schwer mit solchen Legenden, aber man sollte die Kraft nicht unterschätzen, die das Gebet der Mönche in ein solches Bild gelegt hat“, sagt Dechant Picken weiter und fordert den Dieb auf, die Ikone zurückzugeben.

In jedem Fall bitten Polizei und Gemeinde um sachdienliche Hinweise zur Aufklärung des Diebstahls. „Es muss am hellen Tag geschehen sein, vielleicht hat jemand etwas Auffälliges am Mittwoch beobachtet“, hofft der Dechant.

Das einzigartige Kunstwerk befand sich im Kircheingang: eine, auf die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts datierte, gleichwohl 1748 übermalte Ikone (Tempera auf Weichholz). Nach einem Gutachten des Bonner Diplomrestaurators Ivan Bentchev handelt es sich um eine, wahrscheinlich vom Ursprung her, griechische Ikone (Tempera auf Weichholz), welche die Madonna Virgo Lactans (stillende Gottesmutter) darstellt. Diese im Original nicht überlieferte Ikone verweist, so Bentchev, in ihrer Bildhaftigkeit auf den Typus der Passionsmadonna, der in der postbyzantinischen Zeit der römisch-katholischen Kirche nachzuweisen ist. Aufschlussreich, innerhalb der handwerklich niveaureichen Verbildlichung von Gottesmutter und Jesuskind ist der, in der rechten Oberecke präsente Erzengel Michael; dieser ist ausgestattet mit den traditionellen Passionsattributen: Kreuz, Lanze und Schwamm. Wie der Heimatforscher und Kircheninsider Guido Hemmer herausstellt, teilt der, durch ein Gitterwerk geschützte Kirchenschatz eine tiefgreifende Überlegung mit. „Die Ikone verbindet also die Kindheit des Gottessohnes mit dem Tod des Erlösers.“

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Bilder: © privat